Regionale Kinder- und Jugendfachstelle
Täuffelen – Ins – Erlach

Zuversicht

Oftmals beschäftigen wir uns mit den defizitären Eigenschaften einer Situation. Dies führt dazu, dass es schwierig wird das «Gute» oder die «Lösung» zu sehen. Im Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit werden wir täglich mit dem strukturellen Technologiedefizit der Nicht-Standardisierbarkeit konfrontiert. Das bedeutete, dass im Umgang mit Menschen keine einfachen Ursache-Wirkungszusammenhänge bestehen, denen mit «einfachen Rezepten» begegnet werden könnten. Dies gilt nicht nur für unsere primäre Anspruchsgruppe der Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die Akteure des Netzwerkes, der Familien, der Schulen und der Behörden.

Deshalb ist eine der grundlegendsten Haltung der ROJA die Zuversicht: «Lenk deinen Fokus auf das Gute, erwarte stets das Beste und suche, wenn nötig nach Lösungswegen». Das heisst konkret, dass sämtliches Handeln danach ausgerichtet wird, «Möglichkeiten zu sehen», dementsprechend die sich bietenden «Chancen zu ergreifen» damit wir letztlich die Gegenwart im Sinne unseres Auftrags gestalten können.

 

Resilienz:

Die oben beschriebene Herangehensweise der ROJA an Herausforderungen im professionellen Alltag lässt sich mit Resilienz (lat. resilire = abprallen) erklären: Resilienz bei Menschen kann als eine besondere Widerstandsfähigkeit, eine Art Immunsystem des Geists beschrieben werden. Stellen wir uns einen Schwamm als Metapher unseres Geistes vor. In «normalem» Zustand ist er komplett entfaltet und ohne Beulen. Wird er nun durch äussere Einflüsse zusammengedrückt und verformt, entfaltet sich der Schwamm von resilienten Menschen nach einiger Zeit wieder in die ursprüngliche Form. Anders formuliert ermöglicht uns Resilienz möglichst flexibel auf Stressoren zu reagieren und kann somit als Gegenprogramm zum Stress angesehen werden. Bei der Resilienz geht es nicht darum schlechte Eigenschaften oder Handlungsstrategien abzulegen, sondern gute und bewährte zu festigen und zu stärken. Das heisst ich verfüge ein Bewusstsein meiner Ressourcen und weiss diese einzusetzen, um meine Umwelt mitzugestalten. Das kann auch soweit gehen, dass resiliente Menschen schlimme oder traumatische Ereignisse scheinbar mühelos wegstecken können.

Grundsätzlich sind resiliente Menschen in der Lage Situationen umzudeuten, sie können akzeptieren, dass allenfalls Falten und Beulen in ihrem Geiste zurückbleiben, setzten den Fokus aber nicht auf eben diese. Sie nehmen Krisen als Chancen wahr für ihr persönliches Wachstum, versuchen den Sinn darin zu sehen und damit neue Strategien aufzubauen im Umgang damit.

 

Was bedeutet das konkret für unsere Anspruchsgruppe der Kinder und Jugendlichen?

Kinder und Jugendliche können dabei unterstützt werden ihr Immunsystem des Geistes zu stärken und ihr Wohlbefinden zu fördern. Dazu gehört ihr Selbstwert zu stärken und ihrer Selbstwirksamkeit Raum zu geben. Das heisst, sie können frei von Zwang dem nachgehen, was sie mögen. Denn nur wenn wir ihnen nicht alle Steine aus dem Weg räumen, können sie sich entfalten und ihre Ziele mit Leidenschaft und Überzeugung verfolgen. Berauben wir die Kinder und Jugendlichen der Möglichkeit Krisen zu haben, entbehren wir ihnen diese auch überwinden zu können.

 

Fazit:

In der heutigen Gesellschaft verändern sich die Anforderungen an Menschen nicht zuletzt wegen der Mega-Trends in rasender Geschwindigkeit. Allzu oft bietet unsere Leistungsgesellschaft keinen Raum mehr Schwäche zuzulassen und wir leben nach Nietzsches Motto: «was mich nicht umbringt, macht mich härter». Damit verhindern wir aber uns persönlich weiterentwickeln zu können, denn nur wenn wir Schwäche zulassen, emotional und kognitiv verarbeiten, sind wir längerfristig in der Lage Krisen annehmen und bewältigen zu können. Oder wie es Bertrand Piccard formuliert, dass «das Leben ein Abenteuer ist, das man annimmt. Eine Krise wird es erst, wenn wir das Abenteuer ablehnen». Sind wir offen für die Veränderungen, die uns das Leben bietet, sind wir nicht ganz so selbstkritisch mit uns und vergessen wir den Humor nicht, steigert sich dadurch auch unser Wohlbefinden.

 

Quellen

Höher, Friederike (2018). Menschliche Resilienz in Unternehmen – Dialog als Ressource. Grundlagen und Methoden. Opladen Berlin Toronto: Barbara Budrich. Berlin: Econ.

 

Horx, Mathias (2020). Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unserr Handeln verändert.

 

Opp, Günther/ Fingerle Michael (Hrsg.)(2020). Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. 2. Auflage. München Basel: Ernst Reinhardt Verlag.

 

Seligman, Martin E.P. (2013). Flourish. A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being. New York: Atria Paperback.